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2007 war nicht nur das Jahr der jungen selbstbewussten Dinger, sondern gleichzeitig das Jahr der Coverversionen.

Soviel zweitverwertetes Material wie im letzten Jahr wurde einem selten um die Ohren gehauen. Mit Sicherheit trägt an dieser Entwicklung das sich endlich den neuen Möglichkeiten des Netzes anpassende, Marketingparadigma der Musikindustrie Mitschuld an dieser Entwicklung: Um Begehrlichkeiten auch außerhalb des Produktzyklusses zu wecken, werden schnell und daher oft auch wenig durchdacht, bereits bestehende Songs nachgesungen. Dann singen die Kooks plötzlich „Crazy“ , Hard-Fi lassen Britneys „Toxic“ wieder aufleben und die Klaxons versuchen sich an der 90er Jahre Black-Music-Hymne „No Diggity“. Für einen beispielhaften Auszug, lohnt der Kauf oder besser die Hörprobe des Radio One-Samplers „Radio 1 Established 1967“ . Gleich vierzig mal wird da leider zum übergroßen Teil inspirationslos herumgecovert. Echte Hinhörer, originelle Ideen bleiben da viel zu häufig Mangelware.

Und so ist man zunächst mal skeptisch, wenn Chan Marshal aka Cat Power gleich in den ersten Tagen des jungen Jahres ein Werk vorliegt, das konzeptuell keine Weiterveränderung zu ihrem 2006er „The Greatest“ ist. Wieder einmal werden große Songs des Pop neu interpretiert. Das hat zwar bei ihrer ersten Zusammenstellung wunderbar geklappt, aber: Nochmal? Gerade jetzt, wo das Ausgießen alten Weines in neueren Schläuchen wieder in jeder Indie-Kneipe in Mode gekommen ist?

Und dann gleich als erstes Frankyboys „New York“! Ach du Schreck. Aber alle Vorahnungen können gleich mal wieder nach Hause gehen. Grade der Opener entwaffnet jegliche Bedenken. Mit dem guten alten (gut, so alt ist der auch nicht) „Dur gleich Moll – Trick“ scheint der Abschlussball-Knaller plötzlich nicht mehr vom pompösen Glamour zu berichten, sondern viel eher von der Realität der namenlosen Großstadt, der Angst und den unerfüllten Träumen zu erzählen.

Ähnliche Aha- und Oho-Erlebnisse gibt es fast in jedem Song der großzügig ausgestatteten Deluxe-Variante von „Jukebox“ zu erleben. Und das alles bergleitet von einer kompakten, spannungsgeladenen Instrumentation begleitet (siehe u.a. auch Joni Mitchells „Blue“).

Bis hierhin also schon eine mollige Lobeshymne – und dabei habe ich mir bislang nicht mal die Mühe gemacht, nach einer passenden Metapher für Madames Organ zu kramen. Macht es am besten selbst. Es lohnt sich.

(9/10)

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