Ein deutschsprachiger Hype siniert und verliert – Verehrt und sinnentleert singt Jens Friebe über nichts. Und wir feiern ihn – ganz so wie er will – dann, wenn er fällt. Und das ist schon jetzt.
Es gab in den letzten Monaten keinen deutschen Interpreten, der von den Musikmagazinen derart angehimmelt wurde wie der Herr Friebe. Kein großes Wunder: Ihm gehört ja mittlwerweile auch ein ganzes Feld von Vorschusslorbeeren, dass er einst anlegte, als er selbst für die Musikjournalie zu schreiben begann und vor seinem Debut ganz Knartz-Pop-Hamburg verrückt nach dem Herrn Friebe war (z.B. der Distelmeyer, der allein schon aufgrund seines Bandnamens natürlich weiß, wie das geht mit dem Feld bestellen…). Wie dem auch sei. Nun sollte man sich die Platte vielleicht einfach mal anhören und alles vergessen: Die Lobeshymnen, die Plattenkritiken, das Cover.
Und siehe da: Es bringt nichts. Jens Friebe hat eine Stimme, die sägt und nicht singt. Wahrscheinlich ist das der entscheidende Punkt. Es ist wirklich kaum auszuhalten. In guten Momenten erinnert der „Katzencasanova“ (so stimmigerweise sein Spitzname, der ihm bei den Aufnahmen vom Tocotronic/Sterne-Produzententeam angeheftet wurde) tatsächlich an Heinz Strunck! Zum Beispiel in „Abend voller Glück“, als er – ja nahezu hilflos – die Worte „Dieses Event wollt ihr nicht verpassen“ von sich gibt. Tatsächlich kann man die ab und an aufflammende Nähe von Strunk und Friebe mit einer einfachen Erkenntnis erklären: Es verbindet der fehlende Gesang.
Und wenn man den weglässt? Es wird nicht viel besser. Den Elektropop-Kompositionen fehlt der letzte Schliff, echte Schönheit entsteht nur durch Zufall, meist klingt das alles abgeschmackt, langweilig und sogar richtig blöd. Wie zum Beispiel in „der 80er-Elektro-Gedächtnis-Nummer „Bungeeseil“. Hier kommt’s aber noch schlimmer. Beware of the Lyrics: „Lass es uns jetzt tun… Wir zwei an einem Bungeeseil, wär das nicht geil?“ Kein Wunder, dass ein alter NDW-Recken wie sein Entdecker Alfred Hilsberg völlig aus dem Häuschen waren: So sinnfrei haben selbst sie nur sehr selten gedichtet.
Einzige wohlwollende Erwähnung bleibt „Kennedy“. Vielleicht auch wegen des Textes: „Ihr müsst mich feiern, wie ich fall“. Jens, wir werden dich feiern, wenn du fällst. Aber erst dann.
Bewertung: 2/10