Die Soundtüfftler wenden sich der Elektronik langsam völlig ab und lassen auf ihrem neuen Longplayer wesentlich mehr zu und verwirren damit eher als dass sie begeistern.

„Das schönste, was ich seit ‚Moon Safari‘ gehört hab“. Der Vergleich mit Air haftet dem Remixer-Duo Sam Hadaker und Henry Binns seit ihrem Debüt „Simple Things“ an. Nicht zu unrecht, denn die Schönheit der Melodie stand bei den beiden Engländern von Beginn an im Vordergrund. Die Titel „In The Waiting Line“ und „I Have Seen“ schrammten in ihrem Glanz knapp am Kitsch vorbei, waren aber so eingängig und klangen so warm, dass man das Projekt schnell ins Herz schloss. 2004 erschien der Nachfolger „When It Falls“, die Liebe zu wohligen Hooklines blieb, einzig die Filter wurden weniger häufig bemüht,: Das Album klang akustischer, organischer und war fast schon schwül-warm. Würde Zero 7 es jetzt wagen, sogar heiß zu werden?

Nicht ganz. Eigentlich ganz anders. Der dritte Longplayer „The Garden“ zerfällt in drei einzelne Teile, die alle nicht schlecht sind, aber die dafür sorgen, dass man nicht so ganz genau weiß, was man damit jetzt eigentlich soll.

Das Album klingt in seiner Summe noch akustischer als alles Vorherige. „Your Place“ zum Beispiel fährt an, wie ein tyischer Zero 7 – Song: Mit dunklem Timbre vorgetragene Strophe des Sängers Mozez, ein orakelnder Tastensound und einige Sci-Fi-Effekte. Doch dann. Statt eines eingängigen Refrains, poltern in einer zuckelnden Dynamik plötzlich Saxophone und Trompeten los. Ganze sechs Minuten dauert die Fahrt der Hörner, die sich unisono gegen die waltzende Bass-Schlagzeug Dreiviertel-Vorgabe wehren. Die vielen Überlagerungen klingen dann irgendwann wirklich nach purem Jazz. Ganz nett, aber da gibt es viele, die das länger machen. Und eigentlich auch besser.

Daneben hält der Garten aber auch typische Zero-7-Ware bereit. Die von Sängerin Sia Furler veredelten Stücke „Throw It All Away“ und „The Pageant Of Bizarre“ tropfen geschmeidig aus den Anlage und säuseln schön und schonend in den Gehörgang. Nett. Aber auch nichts Neues.

Schließlich gibt es noch ein drittes Element auf „The Garden“. Das Element, was das Album wirklich hörenswert macht. Das Element heißt José Gonzales. An insgesamt drei Stellen taucht der schwedische Spanier, der schon den Sony Bravia Spot mit seinen anbetungswürgen Heartbeats perfektionierte. Gleich den ansonsten etwas dösigen Opener „Futures“ kandiert er mit seiner brillanten Stimme. Ganz ohne seine Gitarre, nur durch diesen herrlich zerbrechlich-warmen Charakter. Bei „You’re My Flame“ darf er für eine gute Minute noch ein Stück unterbringen, das anscheinend nicht auf seinem eigenen Album Platz hatte. Als Gegenleistung darf Gonzalez sich dann beim letzten Track zurücklehnen. Zero 7 zeigen bei „Crosses“ ihre wohl größte Stärke: Das Remixen. Der Song bekommt eine ganz neue, sehr dynamische Farbe und wirkt auf keiner Sekunde der fast sieben Minuten langweilig.

Insgesamt ist Zero 7’s Album ein recht wilder Garten. Es lohnt sich allemal, ihn zu betreten.

Bewertung: 6/10

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