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Sterne im Schlafzimmer nach dem Krieg. Und nach einem kaum zu schlagenden Vorgänger.

So eine Gelassenheit muss man erstmal aufbringen. Die Stars leisten sich auf ihrem neuen Album ein langsam trabendes Intro, dass mehr nach Live-Warm-Up (Bühne dunkel, die Künstler begeben sich auf ihre Plätze, wabernder Soundbrei begleitet die Szene) anhört, als nach einem Opener. Aber so sind sie halt, die Stars, immer in der Pflicht der großen Geste. Hieß es auf dem unschlagbaren Vorgänger noch dramatisch-theatralisch „If there’s nothing left to burn, you gotta set yourself on fire“, säuselt eine Frauenstimme jetzt veschwörerisch „In the bedroom after the war“. Und dann knallt gleich das erste Ausrufungszeichen in die Playlist. Amy Millan sagt so süß und sexy wie sie es eben zu tun pflegt „The Night Starts Here“ und mit ihr entfaltet sich das Album nun richtig. Selten wird man Zeuge eines so ausgeklügelten Albumbeginns.

Es geht gleich weiter mit der ersten Single. Und auch die sitzt wie angegossen. „Take Me Take Me To The Riot“ glänzt frisch poliert und ergibt sich nur in wenigen Momenten der Stars-typischen Entrücktheit: So erklingt der Refrain in einem nicht gleich nachvollziehbaren 5/4tel Takt. Hooray, so hat man’s gern.

Im folgenden „My Favourite Book“ beweist Millan in ihrem ersten Solotrack dann, dass sie eigentlich ein Soulfan ist. Das Stück klingt mehr nach Corinne Bailey als nach den Stars, was aber nicht unbedingt was macht, denn die dreieinhalb Minuten grooven so smooth daher, dass man vergißt, die musikrichtungsmäßige Reinrassigkeit der Stars in Frage zu stellen. Bei „Midnight Coward“ allerdings traut man sich das dann schon: Ein bißchen zu gefällig, ein bißchen zu clean kommen die Kanadier daher. Leider folgt dann „The Ghost of Genove Heights“ – und wenn man während des Tracks sich nur einmal sagt „Hmmm, das klingt alles ein wenig nach den Scissor Sisters“, dann kann es schnell passieren, das die Unvorbelastetheit flöten geht. Denn die stimmliche Verwandschaft Torquil Campbells zu besagter Metrosex-Band wird man plötzlich nicht mehr los.

Eine echte Entschädigung bzw. Ablenkung ist dann das mystisch-lauernde „Personal“. Eine Nacherzählung einer Chatbekanntschaft minimalistisch instrumentiert und noch am ehesten erinnernt an „Your Exlover Is Dead“, das famoseste Stück Popmusik der letzten Jahre. Es bleibt dabei: Vor allem wenn die Stars im Duett auftreten gelangen sie zur höchsten Schönheit. Beide Stimmen ergänzen sich einfach brillant. Das fällt vor allem dann auf, wenn alle anderen Stücke im Vergleich abfallen. Bestes Beispiel: Die sehr engagiert vorgetragene Selbstverwirklichung des Torquil Campbell. „Barricade“ ist sicher nicht schlecht, aber hätte einen besseren Platz auf einem Soloalbum.

Insgesamt bleibt „In Our Bedroom After The War“ allerdings keineswegs hinter den Erwartungen zurück. Lediglich an „Set Yourself On Fire“ kommt es nun mal nicht ganz heran.

Wertung: 8/10

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