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Kurz zur Headline. Wäre der Sänger der Nine Black Alps bei der NME World Music Tour 2005 nicht an Mumps erkrankt, wären Boy Kill Boy aus London nicht als Ersatz eingesprungen, hätte die Band nicht neben Maximo Park und den Rakes gestanden und würde ihre erste Single „Suzie“ nicht derartiges Aufsehen erregen können.

Aber zum Glück hatte Sam Forrest Mumps und Boy Kill Boy legen in diesem Monat ihr zweites Werk nach, das den Titel „Stars And The Sea“ trägt. Ein sehr sehr gutes Album überdies. Was vor zwei Jahren noch aufgrund der Marktdichte vielleicht noch untergegangen wäre, kann jetzt in der Zeit, da die Treffsicherheit englischer Bands leicht nachgelassen hat, wieder für erstaunt begeistert nach oben gezogene Augenbraun sorgen.

Boy Kill Boy hat sich – nach schwierigem Beginn, der wohl von Selbstzeifeln und Frustration geprägt war – zum Konzept gemacht, kein Konzept zu haben. Der Spaß sollte im Vordergrund stehen und nicht das Selbstdiktat, etwas einzigartiges zu schaffen. Und so klingen die 11 Songs auch nicht besonders einzigartig oder gar innovativ. Sie sind alle sehr hübsch gebürsteter Indie-Pop, wie er im Buche steht. Allerdings gelingt es nur wenigen Bands, das relativ kleine musikalische Spektrum, in dem man sich befindet, derart auszureizen und tatsächlich jedem einzelnen Track das Prädikat „Hit“ aufzudrücken.

„Promises“ zum Beispiel – der Opener, ein Midtempo-Viertel-Stakkato mit schnell mitreißendem Refrain, frisch und doch melancholisch. Gleich danach „No Conversation“ mit ähnlicher Grundstimmung mit Keyboardssounds, die man bereits von den Strokes vorgestellt bekommen hat (der Vergleich greift auch und noch stärker bei „A OK“). Ein paar km/h mehr werden dann bei der ersten Single „Be Somebody“ beschleunigt – der einzige Track, den man vorwerfen könnte ZU kalkuliert zu klingen.

Zum Darniderlegen ist dann „Paris“ – auch alles andere als neu. Aber hier stimmt einfach alles. Alle Songteile schmiegen sich händchenhaltend aneinander und gipfeln immer wieder in einer wundervollen Melodei, die stark an charttauglichen Pop aus den 80ern erinnert. Glücklicherweise ohne dabei auf Teufel komm raus revivalig klingen zu wollen.

Das klingt schon alles sehr ernst gemeint – was schon ein bißchen überraschend ist. Denn ihre erste Single „Suzie“ hätte auch Satire sein können. Und so muss man nach dem zweiten Durchhören von „Stars And The Sea“ doch mal kurz inne halten. Das, was hier vorliegt ist mehr als man zunächst glaubt. Und man muss sich die Bandgeschichte nochmal durchlesen. Kaum glauben mag man mehr, dass Boy Kill Boy dank Bands wie Nine Black Alps, The Automativ oder The Killers zu Ruhm gekommen sind. So locker, professionell und rund wie das Album klingt ist man eigentlich überzeugt, dass es anders rum gewesen sein müsste.

9/10

Boy Kill Boy - Civilian

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