Sommerloch muss gefüllt werden. Medial tat dies der Wahlberliner Barack Obama. Methodisch machens die Marktforscher. Und musikalisch das Lineup für 87. Von 0 auf 100 geht’s da diesmal innerhalb weniger Tracks. Die Ting Tings präsentieren einen der wichtigsten Clubbeiträge des Jahres, Leon Jean Marie tanzen beherzt zum Billy Jean-Beat und Pacific zeigt ähnlich unbeirrt und einfach wie das geht mit den guten Partytracks.
In Ermangelung an Hundertschaften neuer Releases wurde für den Juli-Sampler noch mal ein Ausflug nach 2005 unternommen und 4 GB umsonster Musik von der South by Southwest Conference (SXSW) gesichtet. Im Ergebnis haben es vier Stücke auf die aktuelle Compilation geschafft. Ganz staubfrei.
Da sie mittlerweile zum dritten Mal dabei sind, können sich Sparkadia (heute mit „Morning Light“) ernsthafte Hoffnungen machen in den einschlägigen Jahresrückblicken Erwähnung zu finden. Da steht dann sicher auch was zu Feeder. Ihr neues Album überrascht in etwa so wie dass man abends müde ist, „Guided By A Voice“ ist halt trotzdem einfach ein Superhit im besten Sinne. Vampire Weekend beschließen die erste CD – jaja, die Band ist auf dieser Welle bislang deutlich zu kurz gekommen.
Wahrscheinlich dauert es noch ewig, bis Paul Smith und seine Freunde ein neues Album aufnehmen. Bis dahin sollte man sich mit den bei Itunes erhältlichen B-Seiten beschäftigen. „Jonathan Cole“ liegt etwas ungelenk in der Hand, entfaltet aber nach ein paar Durchgängen schnell seinen zauberhaften Reiz und stellt den Opener der zweiten Seite dar.
Gleich hinterher humpelt das „Horse With No Name“, dessen bekiffter Gang Freunden der Serie Friends sicher ein Begriff ist. Hier versucht sich eine deutsche Band mit dem in die Irre führenden Namen „Seelenluft“ an einer Interpretation des America-Klassikers (höre unten).
Außerdem erwähnenswert: Brent Palmer, Great Lake Swimmer und natürlich Brendan Canning (Broken Social Scene) und Connor Oberst (Bright Eyes).
CD 1:
The Ting Tings – That’s Not My Name |
CD 2:
Maximo Park – Jonathan Cole |
Die 2. Seite ja immer ein Garant für schöne Stunden. So auch diesmal. Besonders hervorzuheben an dieser Stelle Brent Palmer’s Gitarrengezuppel und Schmeichelstreicher. Eine Kombination so weich wie wirkungsvoll. Dass Conor Oberst von „“Some wander the wilderness. Some drink cosmopolitans“ singt – wo doch der Cosmo schon seit Jahren der Cocktail meiner Wahl ist – verstärkt einmal mehr meine Verbundenheit mit diesem Ausnahmetalent unter den seelenverwandten Singer/Songwritern (das du ja – wir erinnern uns- viel zu lange und völlig zu Unrecht mit Missachtung gestraft hast). Zur Coverversion von „Horse with no Name“ muss ich nicht viel mehr sagen als: „Yeah, Yeah, Yeah!!!“. Ebenfalls begleitet von Wogen der Begeisterung war das Wiederhören mit den Great Lake Swimmers. Eine Band, die mir das erste Mal bei Weeds begegnet ist (wo man sie weißgott als letztes vermutet hätte). Und natürlich bewegend wie immer: Maxïmo Park. Diese Kapelle kann einfach nichts falsch machen!
Mein Jason Mraz des Monats Juli ist Leon Jean Marie! Soviel Lebensfreude bringt sogar den Großmufti der Lethargie (a.k.a. mich) zum freudigen Wippen (Eine kleine Ähnlichkeit zu „Acceptable in the 80s“ glaube ich rausgehört zu haben. Aber da kann ich mich auch täuschen).
Alles in allem ist die Siegersäule – wie auch schon seine Vorgänger – ein Sieg auf allen Linien.
Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Spreewelle dringend eine Facebook Application braucht. Die nächste Mission für JK?