Die runde 60 – 60 Ausgaben Spreewelle, 60 mal die besten Tracks der Zeit. Ein bisschen Stolz schwellt die Brust. Die Rundigkeit des Jubiläums erlaubt auch einen bislang noch nie gewählten Einstieg.
Der klingt nämlich schwarz, trocken, erdig und sechzig im Sinne von 60s. Perfekter Retrosound, großstästisch und kredibel. So kommt Soul im Jahre 2010 daher. Und Soul darf die 60. Ausgabe der Spreewelle eröffnen.
Konkret tut das Aloe Blacc. Die Hymne „I Need A Dollar“ eröffnet die neue HBO-Serie „How To Make It In America“.
Mal wieder beweist der amerikanische Bezahlsender, welch sicheres Händichen er A für Titelsequenzen und B für Stimmungen hat. „I Need A Dollar“ mit seinen straffen Bläsern und dem Staccato-Klavier – und natürlich mit Alec Blacc, dessen Stimme erstaunlich an Bill Withers erinnert – ist eine ganz famose Art und Weise, die aus der Not geborene Entschiedennheit, die flapsige Coolness und den unsicheren Pragmatismus der Charaktere und letztlich wahrscheinlich auch New Yorks zu beschreiben.
Die Serie – by the way – entfaltet nach einigen Folgen auch eine wirklich angenehme Anziehungskraft. Zum Beispiel bei Folge 3. Die endet erzählerisch nicht erwähnenswert aufdringlich, untermalt den Abspann aber mit Sharon Jones & The Dap-Kings. Das ebenfalls völlig klar dem Soul zuzuordnende „This Land Is Your Land“ war auch schon der schmuckschöne Aufmacher für George Clooneys „Up And Away“.
[audio:http://blog.eventmagic.com/SJonesDap-K_LandIsYourLand.mp3] via PanicmanualDie Seuqenz 1 mit Namen Schwarz beenden dann die Black Keys. Klingt nicht ganz unschuldig nach den Roots – und natürlich hat auch hier Dangermouse mal wieder seine vom ganzen Zuarbeiten bestimmt schon verschlissenen FInger mit im Spiel.
[audio:http://www.chromemusic.de/wp-content/uploads/2010/04/The-Black-Keys-Tighten-Up.mp3] via ChromemusicEs überleiten dann Just Jack und Miike Snow – alte Bekannte mit beherzten und sehr catchy Beiträgen, im weitesten Sinne Beiträge, die sich unter „Dancefloor Coolness“ einordnen lassen.
[audio:http://pmatunes.com/wp-content/uploads/2009/08/miike-snow-08-cult-logic.mp3] via PoprevueexpressCool ist allerdings das dann kommende überhaupt nicht. Es ist einfach nur „H“ „O“ „T“. Die Band heißt We Have Band und ist so heiß wie ein Vulkan. Die Single „Oh“ knallt wie eine Urgewallt und ohne Umwege nach vorne. Eine wenig klingt das Ding im Refrain nach den Backstreet Boys. Der hecktische Beat und die genuschelten, fibrigen Vocals in den Strophen führen einen aber auf eine ganz andere Fährte. Das ist ein bißchen so, als ob TV On The Radio plötzlich herausgefunden, wie sie einen echten Hit schreiben. Das selbstbetitelte Debutalbum, das dieser Tage erscheint, wird ein Pflichtkauf. Am 8. Mai spielen sie in der Villa in Berlin.
[audio:http://www.fileden.com/files/2009/5/12/2439773/We%20Have%20Band%20-%20Oh%21.mp3]So ähnlich erging es übrigens wohl auch Rouge Wave. Deren neues Album ist ja draußen und man hört ziemlich deutlich heraus, dass sie es scheinbar satt haben, als Geheimtipp im Genre Serien-Soundtracks gehandelt zu werden. Deren neues Album hält jedenfalls eine ganze Reihe markttauglicher und ohrwürmiger Beiträge bereit. „Good Morning“ ist einer von ihnen.
Dann zum Pflichtprogramm im März. An den Gorillaz und an Hot Chip kam man genauso wenig vorbei, wie an den Schneeschichten. Beide Bands lieferten ausgesprochen beachtenswerte Alben ab. Irgendwie überdimensional der Track „I Feel Better“ – überkandidelt, überüber. Man pendelt zwischen totaler Ablehnung und absoluter Anbetung, wenn man diese 3:30 hört. Diese Unentschlossenheit in der Bewertung wird einem auch nicht durch das dazugehörige Video genommen. Ganz im Gegenteil. Das Dilemma wird noch größer. Am Ende kann man nur zum Schluss kommen, dass – „I Feel Better“ – egal ob Trash oder Flash ein Geniestreich ist.
Vom Gorillaz-Album hat es „On Melancholy Hill“ auf den Sampler geschafft – und dami kein typisches Stück des Jubiläumsalbums der Manga-Band des Dr. Albarn.
[audio:http://ilictronix.com/staff/niteshade/tracks/Gorillaz-OnMelancholyHill.mp3] via IlictronixEin neues Album, dass sich lohnt und Spaß macht, ist auch draußen von Lightspeed Champion. Es heißt „Live Is Sweet Nice To Meet You“ und Marlene ist nicht nur ein schöner Name, sondern auch die erste Single aus dem Werk.
[audio:http://www.digitalwell.washington.edu/dw/1/51/17/173e2921-83c3-49dd-a073-b2b9e7ce3343.mp3] via Kexp.orgLong Awaited auch das neue Album von The National. Der Vorbote „Bloog Buzz Ohio*, der offiziell im Netz verbreitet wurde, lässt sehr Gutes erahnen. Die sich nach Zeugenangaben auf der Bühne immer leidenschaftlich selbst umarmenden Memme namens Matt Berninger ist mir ja in den letzten Monaten durch Nachhörgängen der ersten National – Alben richtig ans Herz gewachsen. Da trifft die sympathische Verschnupft- und Trägheit der Vocals auf meist auch sehr elegeantes Songwriting.
[audio:http://www.giantpanther.com/wp-content/uploads/2010/04/06-Bloodbuzz-Ohio.mp3] via Giant PantherUnd dann gibt es da noch die Broken Social Scene. Das Kollektiv Kanada schmeißt dieser Tage auch eine neue Platte auf dem Markt. Von den bislang ans Licht der Öffentlichkeit geratenen Songs gefällt „Forced To Love“ am besten.
[audio:http://map.super45.cl/s45/04%20Forced%20to%20Love.mp3] via Super45Manche Menschen machen sich ja bereits jetzt heimlich Notizen für das Album des Jahres, um im Dezember 2010 nicht so alt auszusehen und unnötige Zeit in die Recherche zu stecken und – viel schlimmer – sich für vergesslich zu halten. Selbstzweifel sind das letzte was man im Dezember braucht. Deshalb steht mit Phantogramm schon jetzt eine Band auf diesem Zettel. Eine komische Mischung ist das, die sie da anbieten auf ihrem Debutalbum. Irgendwie elektrisch, irgendwie „chill out“, irgendwie Soul auch, ja, und aber auch Indie. „Mouthful Of Diamonds“ ist eine Soundpracht und bereitet das Feld für den funkelnden, passend zur Jahreszeit, optimistischen Start der Seite 2.
[audio:http://tashed.com/MP3/04.10/phantogram-mouthful_of_diamonds.mp3] via Tashed.comDa covert z.B. Lieblings-Soundschrauber Magnet gemeinam mit der musikalisch nicht weniger attraktiven Gemma Hayes Bob Dylans altes „Lay Lady Lay“.
[audio:http://coverlaydown.com/tunes/laylady.mp3] via Coverlaydown.com… da träumen die Gorillaz verzückt an ihrem Plastikstrand von „Empire Ants“,
[audio:http://www.dailybeatz.com/music/gorillazempireants.mp3] via Dailybeatz.com… da werden behutsam und bedacht die Shins geremixet (von dem famosen RAC).
[audio:http://themusicninja.net/newsongs/Sleeping-Lessons-RAC-mix.mp3] via Themusicninja.netEs geht dann immer so weiter. Husky Rescue ergründen den „Sound of Love“,
[audio:http://welcometogroovecity.files.wordpress.com/2010/03/sound-of-love-the-twelves-remix.mp3 ]…und Little Dragon singen verzückt vom „Fortune“.
[audio:http://cubikmusik.typepad.com/cubikmusik/files/little_dragon_fortune.mp3] via Poprevueexpress.comUnd wer an dieser Stelle immer noch nicht begriffen hat, dass Frühling ist, der kriegt dann die Könige der Glückseeligkeit vorgesetzt. Air gipfeln den Happynessreigen mit „Sing Sang Sung“.
[audio:http://media.libsyn.com/media/themusicninja/09SingSangSung.mp3] via The Music NinjaUnd sonst? Mumford And Sons sind endlich dabei. Nach monatelange Heavy Rotation auf Motor FM hat nun auch mich „The Cave“ gepackt. Das ist schon alles sehr gut gemacht in diesem Song.
[audio:http://outtheother.typepad.com/music/Bonnaroo2010/MumfordandSons-TheCave.mp3] via Out The OtherDann gibt es drei Cover: Sia versucht sich an Britney Spears „Gimme More“ und macht daraus ein sündig-süchtiges Verlangen, das weniger Wums, aber auf eine Art doch durchaus mehr Bums hat als das Original.
[audio:http://pmatunes.com/wp-content/uploads/2009/01/gimme_more.mp3] via Pretty Much AmazingAne Brun vertont Cindy Laupers „True Colors“
[audio:http://iamthecrime.com/wp-content/uploads/2009/01/ane-brun-true-colors.mp3] via I Am The Crimeund Jonsi betont bei MGMTs „Time To Pretend“ nicht die Fettheit der Beats sondern den Inhalt, nämlich die Fragezeichen – schließlich geht es hier ja um einen Erwachsenwerdsong.
[audio:http://www.ihopeyourearsbleed.com/wp-content/uploads/2010/03/02-Time-To-Pretend-MGMT-cover.mp3] via I Hope Your Ears BleadSpreewelle 60. Runder Geburtstag. Sehr runder Sampler. Und jetzt: Frühling!
CD 1:
1 Aloe Blacc – I Need A Dollar |
CD 2:
1 Phantogram – Mouthful Of Diamonds |
Coverphoto: Inspiriert von How To Make It In America, Danke an Charly!