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Nichts geht mehr. Der Sommer ist fertig, er geht gebückt und ihm ist kalt. Armes Ding. Als kleine Wiederbelebungsmaßnahme für seine letzten Lebensgeister legen wir die 109. Spreewelle auf. Mit einer großen Portion des zuletzt häufiger verschmähten Genres Indiepop und wie im Spätsommer üblich mit einem echten Sommer-Klassiker zu Beginn.

Chad & Jeremy wunderbare Ode an den Sommer „A Summer Song“ eröffnet die 40 Songs umfassende Augustsammlung. Mit weichen Gitarren, einem einfachen Text und einer herrlich entspannten Atmosphäre.

Trees swayin‘ in the summer breeze
Showin‘ off their silver leaves
As we walked by
Soft kisses on a summer’s day
Laughing all our cares away
Just you and I


Chad & Jeremy – A Summer Song

Elf Jahre ist die Veröffentlichung des Cardigans-Longplayers „Long Gone Before Daylight“ her. So hundertprozentig aktuell ist „For What It’s Worth“ also nicht mehr. Macht nichts, die Single fand bislang aus mir völlig unerklärlichen Gründen keine Beachtung in sämtlichen Playlists und Mixtapes. Dabei sagt Wikipedia, dass der Bassist der Manic Street Preachers der Meinung ist, der Song hätte die besten Lyrics der ganzen Welt. Das lässt sich belegen, aber nicht unterschreiben. Trotzdem: Der Song ist eine Wucht, gerade weil er so nonchalant auf Understatement macht. Und er erinnert an Sheryl Crow, deren frühen Werke über alle Zweifel erhaben sind. Eh.



Die Zeitmaschine kann nun abgeschaltet werden, wir befinden uns mit Jack und Eliza wieder in der Echtzeit. Das aus New York stammende Indie-Folk-Duo schmettert herrlich inbrünstig „Hold The Line“. Großartig zuzuhören, das stimmliche und sinnliche Wechselspiel, die Pausen, die Ergänzungen. Selbst das Gitarrensolo setzt voll und ganz auf das Ying und Yang.



So wie Jack und Eliza nicht nach New York klingen, mag man auch bei Last Lynx jede andere geographische Herkunft vermuten als das zwar erhabene aber eben doch eher kalte Stockholm. Für die Richtigkeit der Bandinfo spricht allerdings der Perfektionismus der Produktion von „Killing Switch“. Als Schlagzeuger krieg ich immer einen Schauer, wenn der eigentliche Groove so minimalistisch einfach ist (Bass Drum auf 1 und 3, Snare auf 2 und 4, mit der Hihat die Achteln) und ein Song trotzdem so rhythmisch ist. Mit einer EP ist im Spätsommer zu rechnen. Nun, wir warten.

Last Lynx – Killing Switch

Als Übergang zum discolastigen Mittelteil der 109 dient Saint Pepsi, das Electropop-Projekt von Ryan DeRobertis. Im Frühjahr gabs den etwas schwerfälligen Disco-Sampler „Hit Vibes“, etwas luftiger der Ansatz bei der aktuellen Double-A-Side-Single „Fione Coyene/Fall Harder zu“. Hier zu hören die nicht auf der 109 enthaltene Seite 2 der Single.

Saint Pepsi – Fione Coyene

Und dann: Ein Foreshadow zur Sonderausgabe 110. Die nächste Welle wird ein Themenabend. Wohin die Reise geht, lässt sich vielleicht durch Nennung des Tracks 6 erahnen. POOM liefern jedenfalls mit „Les Voiles“ ein sehr fettiges Stück French Disco ab – aber mit viel weniger Härte als man das dieser Musikrichtung normalerweise zuschreibt. Im Gegenteil. Ein wirklich hörenswerter Mix aus Airs Zerbrechlichkeit und der Gradlinigkeit unserer Lieblingsroboter.

POOM – Les Voiles

Speaking of female voices who making hardcore grounds more eloquent: Ein Kopfwegblaser im August war auf jeden Fall auch Autografs Neuinterpretation der Househymne „One“ von der schwedischen Hausmafia. Bitte auf jeden Fall mit ausreichend bebasstem Soundsystem hören. Da grummelts im Magen. Bei Soundcloud muss man den Track nur mögen – und schon gibt’s den Song in voller Qualität frei Haus.



Lemaitre gibt es seit 2010. Und na klar kommt das Elektropop-Ensemble aus Norwegen, dem Mutterland makelloser Songs. In schöner Regelmäßigkeit bringen Ketil Jansen and Ulrik Denizou Lund blitzblanke Tanznummern abseits des Mainstreams heraus. Auch auf der Spreewelle war das Projekt schon zweimal zu hören. Im Sommer 2014 macht ein Remix des 18-Jährigen Jerry Folk erneut auf Lemaitre aufmerksam. 18-Jährig. Ja. Das ist ich durch zwei. Keine Ahnung wie es möglich ist, in einem solchen Alter derart routiniert Musik zu bearbeiten. Auf der 109 erhält der Jungsche ein Double-Feature, denn auch ZZ Wards Pop-Pop „365 Days“ hat der Jerryboy mit einer so präzisen und passenden Bassline versehen, dass man nicht anders kann als… mit der Zunge zu schnalzen.

Lemaitre – Wait

ZZ Ward – 365 Days (Jerry Folk Remix)

Keine Ahnung, woran das liegt. Aber gleich bei zwei Stücken der aktuellen Spreewelle fühlte ich mich ziemlich zwingend an Ten Sharp’s „You“ erinnert. Zur Erinnerung: So geht die Kuschelrock-Schnulze:

Ten Sharp – You

Und so geht Victor Kings „Out Of The Door“, Spitzensong:



Und ebenfalls harmonisch ziemlich auf einer Linie, wenn mich meine Ohren nicht täuschen: Die Vorab-Single aus dem neuen Album von Erlend Øye. Heißt „Garota“ und hat – wie nicht selten bei dem norwegischen Godfather Of Smoothness and Spa ziemlich spitze Lyrics.



Ein bißchen Abseits der allgemeinen Beachtung hat La Roux ja in diesem Sommer ihr lang erwartetes Follow-Up-Album veröffentlicht. So richtig wurde dabei keiner von den Sitzen gerissen. Lustig, dass dieser Tage ein Song auftauchte, der gar nicht La Roux gehört, aber so klingt, als sei es ihr Comeback. „It’s shaking, it’s shaking“ – that’s what Hits are made of.

Chela – Romanticise

Über die Aluminium Group geht es dann zum handfesten Indie-Rock von Paramore. Die gibt es auch schon ein paar Jahre und ihre Musik klingt auch so. „Ain’t It Fun“ mit der offenen Hihat und den geil vorgezogenen Breaks sind berechnet, aber gut. Das dazugehörige Album ist schon ein Jahr alt – und ich will es auch gar nicht hören. Aber die Single macht das, was man will.

Paramore – Ain’t It Fun

Jetzt sammeln wir noch mal ein paar Kredibilitätspunkte und wechseln zu The Tallest Tree. Indierock, rotzig, einfach, retro. Lang nicht mehr gehört.



Die erste Hälfte sucht das Ende in wolkenverhangenen Big Beats. Namentlich mit Rex Riots Schwermetal-Remix von Lana Del Rays „Black Beauty“.



Seite zwei beginnt mit einer ähnlichen Mischung aus Schwere und Schwerelosigkeit. Say Lou Lou sind Zwillingsschwestern aus Australien. Ihr „Maybe You“ („and your sad blue eyes“) klingt gefährlich poppig. Aber irgendwas an diesem Song bindet sofort Gefühle.

Say Lou Lou – Maybe You

Ein ähnlich großes Wow gibt es auch für Jessie Ware. Die Britin steht kurz vor der Veröffentlichung ihres zweiten Soloalbums. Und sie offenbart, dass sie eine Songwriterin ist, die man auf dem Zettel haben muss. „Say You Love Me“ ist im besten Sinne klassisch. Ein Dreivierteltrack mit zunächst nur mäßig interessanter Strophe 1. Aber dann die Brigde. Da holt sie aus. „‚Cause I Don’t Wanna Fall In Love If You Don’t Want To Try“. Ein Popsong der klingt, als hätte es ihn schon immer gegeben.



Wir bleiben auf der Insel. Sam Smith wurde Spreewellenhörern spätestens durch das Electro-Dingens „Latch“ von Disclosure bekannt. Wie man diesen Discloklopfer richtig covert zeigt die großartige Daniela Andrade:



Und auch im Original – eine Stimme zum Verbeugen, klar. Dass er darüber hinaus auch ganz gut vertraut mit dem Songschreiben ist, wird spätestens bei „I’m Not The Only One“ klar. Seit Wochen beherrscht Smith damit völlig zurecht die Blog-Charts. Auch hier finden sich alle Elemente der klassischen Pop-Ballade, sie werden aber eingebettet in ein sehr 2014 klingendes Instrumentarium. Und als Schmankerl taucht im Video auch noch Danny Castellano auf!



Nahtlos dazu passend die Neuinterpretation von Lordes „Royals“ – zur Aufführung gebracht von einem Mann namens „Sad Clown With The Golden Voices„.



Manchmal tun Neuinterpretationen Originalen gut. Janet Jacksons „Rock With U“ klingt in der Ursprungsversion wie ein schlechter Remix. So 90s. Viel besser ist da die Wiedervorlage der Analog | Division. Die haben aus dem Track eine sexsüchtige Slow-Mo-Variante gemacht. Den Download gibt’s bei Soundcloud.



Und schließlich: Aus dem Nichts veröffentlicht Ben Howard dieser Tage „End Of The Affair“. Howard hat den Sprung auf die erste Seite bei iTunes geschafft. Ein Glück für ihn. Die Brötchen, die er verdient haben Sesam, Mohn und Mehrkorn. Ob die über 7 Minuten der neuen Single auch so breitenwirksam sind, darf eher bezweifelt werden. Der Song aber ist großartig. Und es ist auch irgendwie stimmig, dass er nicht im Tamtam einer neuen Platte veröffentlich wird, sondern einzeln veröffentlicht wird.



Es kann keinen schöneren Sommerabschluss geben, als diesen Song.

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  • Chad & Jeremy A Summer Song
  • The Cardigans For What It’s Worth
  • Jack Eliza Hold The Line
  • Last Lynx Killing Switch
  • Saint Pepsi Fall Harder
  • Poom Les Voiles
  • Autograf One (Swedish House Mafia Cover)
  • Lemaitre Wait (Jerry Folk Remix)
  • ZZ Ward 365 Days (Jerry Folk Remix)
  • Victor King Out The Door
  • Jaymes Young Habits Of My Heart (Slaptop Remix)
  • Chela Romanticise
  • Chopstick & Johnjon Pining Moon (Radio Version)
  • The Aluminum Group Beautiful Eyes
  • Paramore Ain’t It Fun
  • The Tallest Tree Boat
  • Lana Del Rey Black Beauty (Rex Riot & Ouros Remix) [ft. JSTJR]
  • Years_and_Years- Breathe (Blu Cantrell Cover)
  • Röyksopp Vision One
  • Jungle Julia
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Seite 2

 

[unordered_list style=“number“ number_type=“circle_number“ animate=“no“]
  • Say Lou Lou Maybe You
  • Jessie Ware Say You Love Me (Official audio)
  • Sam Smith I’m Not the Only One
  • Postmodern Jukebox Sad Clown With The Golden Voice Royals (Lorde Cover)
  • Jonathan Jeremiah Lost
  • The Magic Numbers Thought I Wasn’t Ready
  • Erlend_Øye Garota
  • Daniela Andrade Latch (Disclosure Cover)
  • Duncan Gerow Janet Jackson + Analog | Division Rock With You
  • Phoria Undone
  • Whitley My Heart Is Not A Machine
  • Ben Howard End Of The Affair
  • The Civil Wars I Want You Back (Live on KCRW)
  • James Bay Let It Go
  • Birdy Let Her Go (Passenger Cover)
  • Nick Hakim I Don’t Know
  • Freundeskreis Mit Dir (feat. Joy Denale)
  • DWNTWN Til Tomorrow
  • Avi Buffalo Memories Of You
  • Mr Twin Sister Blush
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