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Das Jahr 2015 beginnt weltpolitisch beschissen. Musik kann viel – in diesen Tagen freut man sich vor allem über ihre eskapistische Funktion. Die 40 Tracks des Januars haben nichts mit Paris zu tun. Ganz im Gegenteil: Sie machen Spaß, sie haben einfache Antworten und man kann sie anbeten, ohne dass jemand zu schaden kommt. Danke, Musik.

Beginnen wir mit einer echten Neuentdeckung. Amsterdamn sind nicht Söhne Mannheims, sondern kommen einfach nur aus der baden-württembergischen Universitätsstadt. Auf dem vierten Ego FM Sampler, der Ende Januar erscheint, werden sie ihren intelligenten Funksoul erstmals über die Bundeslandgrenzen hinaus tragen können. Auf Facebook jedenfalls zählt der Dreier gerade mal 1.352 Fans (ändert das!). Unglaublich, wenn man sich die Single „Still On My Radar“ anhört. Nette Ohren hören die Black Keys oder Bruno Mars, böse Ohren könnten vereinzelt das frühe Werk von Maroon 5 raushören. Ziemlich egal, denn die sehr geradeaus produzierte Funknummer hat alles, was man sich wünscht: Eine Mörder-Baseline, fein platzierte Bläserkicks und die von samtweichen zweiten Stimmen begleitete goldene Bridge. Laut Eigenaussage arbeitet man an der Möglichkeit, den Track digital zu erwerben. Gute Idee. Bis dahin bleibt: Ein Soundcloud-Mitschnitt, damit Ihr wisst, über was ich hier schreibe:



Ähnlich groovy, aber mit einer latenten Soul-Zappeligkeit ausgestattet sind San Cisco. Das australische Indie-Quartett lieferte für die Spreewelle schon den schönen Song „Awkward“ ab, aber – und da muss man ehrlich sein – veröffentlichte mit „Rocket Ship“ auch gleichzeitig den schlimmsten Song des Jahres 2013. Ende letzten Jahres erschien mit „Run“ wieder eine richtig gute Single. Die Produktion erinnert an die guten Tage von Beck, der Song ist rund und schnell.

San Cisco – Run

Der Funk von Seite 1 riecht bei dieser Kompilation mehr nach Proberaum als nach Diskothek. Bestes Beispiel: Bilderbuch aus Österreich. „Maschin“ gesellte sich schon im Februar 2014 in die Top 40 der Spreewelle, doch erst jetzt ist das dazugehörige Album mit Namen „Schick Schock“ fertig. „Spliff“, dieses knarzende Brett, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie gut auch mit deutschen Texten die Melange aus ArtPop, Indiepop und Hiphop gelingen kann.



Gregory Porter schaffte als Mann mit der Mütze zu den vergangenen beiden Weihnachtsfesten das, was nur wenige Künstler vor ihm erreichten: Seine Musik funktioniert altersunabhängig und ist dabei gleichzeitig sozialstressresistent. Vom Jazzfan, der Miles Davis „Kind Of Blue“ für überschätzt hält bis hin zum Laien, der Satchmos „Wunderful World“ vor allem mit der Fernsehwerbung eines Rüsselsheimer Automobilherstellers verbindet: Alle pfiffen die vielen schönen Songs seiner bislang zwei Platten mit anstatt auf sie zu pfeifen. Auf die erste Seite der Spreewelle kommt so ein Generationsumarmer nur, wenn er ordentlich durchgeschüttelt wird. Diesen Job übernahm in diesem Fall 20syl.

Gregory Porter – Liquid Spirit (20syl Remix)

Nochmal was deutschsprachiges: Philipp Dittberner hat einen Namen, der es höchstwahrscheinlich in der Popkultur schwer hat. „Wolke 4“ aber ist ein angenehm-lässiger Mitklopfer, der viel weniger verschnorbselt klingt als das titeltechnisch verwandte „Wolke 7“ vom okayen Max Herre mit dem überhaupt nicht okayen Philipp Poisel.

Bei der Recherche für die erste Ausgabe im neuen Jahr helfen immer die Jahresrückblicke der Lieblingsquellen. Zu denen gehört immer mal wieder und in diesem Monat besonders FM4. Dort gilt Wandas „Bologna“ als Track des Jahres. So weit würd ich nicht gehen. Der Song hat aber in der Tat etwas. Worum es genau geht, müsste man wohl einen Einheimischen fragen.



Mark Ronson bringt in diesen Tagen seine neue Platte „Uptown Special“ raus. Bislang sind drei Songs davon im Netz und sie alle zeugen davon, dass das Soloprojekt im Dezember 2015 von vielen Blogs lobend in der Rückschau bewertet werden wird. Obwohl: So ganz solo geht’s natürlich nie bei dem retro Knöpchendreher. Für „Daffodils“ kollaboriert der britische Produzent interessanterweise mit dem Frontmann von Tame Impala. Nicht das zentrale Stück der Seite 1, aber ein gutes.

Eine ähnliche produktive Zusammenkunft ist die von Chilly Gonzales und Boys Noize. Das Projekt nennt sich Octave Minds und überzeugt mit warmen und melodiösen aber nicht und austauschbar und radiotauglichem Elektrosound.



Als Überleitung zur zweiten Seite gibt sich der von uns allen überaus geschätzte „echte“ Gonzalez (Jose Gonzales) die Ehre und performet einen der besten Songs der 90er Jahre.



Seite 2 startet wieder mit Gonzales, dieses mal wieder der Chilli, aber weder im Octave Mind-Gewandt noch solo, sondern als Produzent der Spreewelle-Göttin Feist. „Starlight“ ist 11 Jahre alt, war mir aber bislang unbekannt. Ebenso übrigens RHODES. Eine Ballade mit großer Geste und dem passenden Raum dafür.

Rhodes – Breathe from Pheebs on Vimeo.

Hozier besucht nun schon zum dritten Mal die Spreewelle. Nach „Take Me To Church“ und „Someone New“ ist es diesmal eine Indie-Acoustic-Ballade, die das Herz erwärmt. Zu hören sowohl auf dem auch sonst sehr guten Soundtrack zum nicht ganz so guten Zach Braff Film „Wish I Was Here“ als auch auf Hoziers Debut-Album. An dem gibt es nur eins auszusetzen: Die Produktion. Unglaublich wie stümperhaft die guten musikalischen Ideen aufgenommen wurden. Grade bei der Vinylversion vom selbst betitelten Album hat man ständig das Gefühl, die Anlage sei übersteuert. Bescheuert. Merkt man hier zum Glück nichts davon.

Hozier – Cherry Wine

Außerdem hörenswert auf der Seite 2 (eigentlich ja wie immer alles): Brika mit „Expectations“, Oh Wonder, deren Plan es ist, jeden Monat ein neues Stück zu veröffentlichen (Keep on going!), Max Frost, SOHN und Kali Uchi.

Cover Location: Bravo Bar.

Playlist:

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  • Amsterdamn Still On My Radar
  • San Cisco Run
  • The Asteroids Galaxy Tour Rock the Ride
  • Bilderbuch Spliff
  • Gonzales, Feist & Dani Boomerang 2005 (Comme Un Boomerang)
  • Felix Cartal feat. Maja Ivarsson Tonight (Original Mix)
  • Gregory Porter Liquid Spirit (20syl Remix)
  • Joywave (feat. Kopps) Tongues
  • Marv & Philipp Dittberner Wolke 4
  • The Dø Keep Your Lips Sealed
  • Mark Ronson Daffodils (feat. Kevin Parker)
  • Octave Minds Together
  • Ephemerals You Made Us Change
  • La Femme La Femme
  • The Go! Team The Scene Between
  • Jamie T Zombie
  • Arkells Come To Light
  • Wanda Bologna
  • Arctic Monkeys Snap Out of It
  • Jose? Gonza?lez Waterfalls (TLC Cover)
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Seite 2

 

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  • Gonzales Starlight (feat. Feist)
  • RHODES Breathe
  • SOHN The Chase
  • James Hersey What I’ve Done
  • Hozier Cherry Wine
  • Rae Morris From Above
  • Sparkadia Love Less Love
  • Red Cabin Barricade
  • Howard Money Can’t Buy
  • Brent Walsh Ride The Air
  • Taylor Swift Riptide (Vance Joy Cover)
  • Brika Expectations
  • Oh Wonder The Rain
  • Kali Uchis Know What I Want (Esta Remix)
  • Sade By Your Side (Neptunes Remix)
  • Max Frost Let Me Down Easy
  • Benjamin Francis Leftwich I Won’t Back Down (Tom Petty cover)
  • Bear’s Den Elysium
  • Lapsley Dancing
  • Fink Looking Too Closely
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