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Wir haben Februar. Der Monat, der so überflüssig ist, dass er nur 28 Tägchen hat und in ihm die Unmöglichkeit einer fünften Jahreszeit beheimatet ist. Aber immerhin: Die Sonne geht auf und vor allem nicht ganz so schnell wieder unter. Dank der Spreewelle, die knapp im Verzug aber erstaunlich gut gelaunt die beste Brücke zum Frühling bietet.

Aus rein musikalischer Sicht ist gegen den zweiten Monat des Jahres nichts einzuwenden. Die veränderten Verwertungszyklen erzwingen es, dass neue Veröffentlichungen nicht erst im März in den Laden kommen, sondern immer mehr Acts ihre Alben schon im Februar veröffentlichen. Die klassische VÖ-Häufung gibt es also insgesamt immer weniger. Hinzukommt: Die 2. Spreewelle des Jahres kann sich gerade auf Seite 2 am reichhaltigen Fundus des gerade vergangenen Dschungelcamps bedienen. Und wer hier mit den Augen rollt, der sollte erstmal seine Ohren ranlassen. Doch dazu später mehr.

Never Play Random

Beginnen wir mit dem Beginn. Dem Auftakt. Der Seite 1. Seit mittlerweile gut einem Jahr gilt bei der Spreewelle mehr denn je: Never play random. Natürlich ist die Titelreihenfolge immer schon der schönste Feinschliff gewesen, aber erst seit rund 12 Ausgaben wird diese Kür mit Hingabe und echtem Ineinandermischen betrieben. Vielleicht zum Nachteil derjenigen, die sich nur die von ihnen selbst als Rosinen wahrgenommenen Tracks rauspicken wollen. Aber Freunde, das ist mir egal. Denn es geht beim Kompilieren nicht um eine Dienstleistung, sondern um das große Ganze. Das Lebensgefühl Spreewelle. Und das geht nur am Stück.

Die 116 beginnt dann auch pathetisch. Mit Françoise Hardy und ihrem „Le Temps De L’amour“, allerdings im Fleischwolf von Freddie Joachim – einem versierten DJ und Produzenten, der sich besonders gut auf abgehängte Hip-Hop-Rearrangements von Soulklängen versteht. In der Spreewelleversion gibt es so ungefähr zur Hälfte noch einmal einen unterlegten Bogaloo-Beat, um a) die Nerven zu schonen (denn die Dauerschleife der ersten Zeile der ersten Strophe von Françoise geht über 3:30 dann doch auf den Senkel) und b) eine Überleitung zu schaffen zu Track Nummer 2.

Freddie Joachim – Binoculars

Hier geht’s nämlich mal kurz zum Elektroswing. Quasi als Secondary Opener atmosphärt sich die von mir sehr geschätzten Mo’Horizons durch Fab Samperis „Stand Back“.



Ein wenig Dunkler aber nach wie vor jazzig geht’s weiter mit Hugo Kant. „The Event Log“ featured Gastsängerin Kathrin de Boer und handelt von der selben feministisch angehauchten „Typ-verarsch-dich-selbst“ Geschichichte wie der zurvor erwähnte Electroswing-Beitrag.

Es geht nun geradeausser. Und zwar mit einem Jean Tonique-Rework. Der freundliche Kollege hat bereits mehrfach für Hinhörer auf dieser Welle gesorgt, die Dynamisierung von Chrystal Fighters Love Alight ist (vor allem ab 1:10) besonders gut gelungen. Diesem Remix entlehnt sind übrigens auch die Drums auf Track 1, das aber nur am Rande.

Chrystal Fighters – Love Alight


Es bleibt Funky, wird aber „smooth as Marcus Miller“. Mark Ronsons „Uptown Funk“ ist die Platte der Stunde und „Heavy and Rolling (feat. Andrew Wyatt)“ klingt in guter Weise nach gestern. Da geht aber noch mehr. Wie man Soul und Funk in modernen Zwirn presst, macht auf dieser Spreewelle kein anderer besser als Phonat. Unbedingt nicht von dem etwas sperrigen Anfang irritieren lassen. Die Keyboards sind schon gut bei Sekunde 20. Bedingungslos ausgeliefert war ich dem Track aber bei 0:36. Wie arschcool sind bitte diese verzögerten Gitarren? Hammer.



Zum Einkriegen zwei mal Frankreich, mit Air und Poom. Auf die Nuss gibt’s dann erst wieder mit einem erfreulich unerwartbaren Elektro-Rework von „Virtual Insanity“ und: Deichkind. Ja, Deichkind. Kannste sagen, was de willst. Besseren deutschsprachigen Hiphop find ich nicht. Und es ist auch echt mal wieder Zeit für sowas (selbst wenn man sich thematisch mittlerweile vielleicht etwas erschöpft hat.

Return of the Indiepop

Und es gibt auch wieder ehrlich guten Indiepop zu hören auf der Seite 1. Über die Jahre ein wenig ins letzte Drittel gerutscht, zeigen Panic Is Perfect mit „Go Go Go“ und Wild Party mit „Outright“, dass dieses Genre zwar keinen Innovationspreis gewinnt, aber längst noch nicht tot gesagt ist.

Panic Is Perfect – Go Go Go

Wild Party – OutRight (Carousel Remix)

IBES – Quell der Freude

Nun zu Seite 2. Ja, Führjahrs-Zeit ist IBES-Zeit. Lasst die Unken unken und alle recht haben, die die diesjährige Dschungelstaffel schlecht fanden; auf eins kann man sich bei diesem sonderbaren TV-Ereignis immer freuen und wird nie enttäuscht: Die Musik. Man munkelt, dass Markus Küttner – Chefredakteur von IBES – selbst verantwortlich zeichnet für die Auswahl. Und jedes Jahr ist es eine wunderbare Bestätigung, Spreewelle Klassiker wiederzuhören, aber eben auch Stücke zu finden, die erst zu solchen werden.

Seite 2 rahmt deshalb auch Greg Laswell ein (dessen Cover von „Girls Just Wanna Have Fun“ hat an dieser Stelle völlig zurecht schon viele begeistert): Als Intro mit der Gitarrenversion und als Outro mit dem 2013er Remake nur mit Piano ausgestattet, das wunderschöne „Comes And Goes“.

Greg Laswell – Comes And Goes

Ganz besonders bei der alljährlichen „Dschungelpost-“ Folge muss man shazamtechnisch gut ausgerüstet sein. Dieses Mal DAS Fundstück: Die Heimwehballade „Come Home“ von Julia and the Doogans.

Julia and the Doogans – Come Home


Wer Damien Rice liebt, was mit Finley Quaye amnfangen kann und sich über eingängige Indiepop-Tracks freut, der kommt um die IBES-Nachrecherche also nicht drumherum. Es ist einerseits ein bisschen traurig, dass es nirgendwo eine offizielle Trackliste gibt. Andererseits gehört es mittlerweile zum Ritual dazu, sich durch sonderbar gestaltete, fachfremde Foren zu wühlen, um die musikalischen Perlen, die für wenige Sekunden die leiden der jungen (und alten) Dschungelthron-Anwärter zu untermalen.

Kris Allen – It’s Always You


Kommt gut in den Frühling, den ich ab dem 15. März offiziell ausrufen werde. Bis dahin: Hört gute Musik!

Cover Location: Himmel.

Playlist:

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  • Freddie Joachim Binoculars
  • Fab Samperi Stand Back feat. Bella Wagner (Mo‘ Horizons Restyle)
  • Hugo Kant The Event Log (feat. Kathrin de Boer)
  • Crystal Fighters Love Alight (Jean Tonique Remix)
  • Mark Ronson Heavy and Rolling (feat. Andrew Wyatt)
  • Phonat Never
  • Air So Light is Her Football (Breakbot Remix)
  • POOM Illusions
  • The Noisy Freaks vs. Jamiroquai Virtual Insanity (The Noisy Freaks Remix)
  • Deichkind Mehr als Lebensgefährlich
  • Golf Dein Grün
  • Josef Salvat Every Night VIMES Remix
  • Life In Film Are You Sure
  • Talisco Your Wish
  • Panic Is Perfect Go Go Go
  • Panic Is Perfect Go Go Go (David Satori Remix)
  • Tocotronic Hi Freaks
  • Magic Man Paris (Last Lynx Remix)
  • Wild Party OutRight (Carousel Remix)
  • Paolo Nutini Let Me Down Easy
[/unordered_list]

Seite 2

 

[unordered_list style=“number“ number_type=“circle_number“ animate=“no“]
  • Greg Laswell Comes And Goes (In Waves)
  • Puggy How I Needed You
  • Oh Wonder Lose It
  • Kris Allen It’s Always You
  • Ephemera Girls Keep Secrets In The Strangest Ways
  • Ezra Vine Celeste
  • Freedom Fry Shaky Ground (Hey Na Na Na)
  • Osca Sleeptalk
  • Julia and the Doogans Come Home
  • Fractures Won’t Win
  • John Legend Ordinary People
  • Rihanna, Kanye West & Paul McCartney FourFiveSeconds
  • Josef Salvat Every Night
  • Paolo Nutini Don’t Let Me Down
  • Anna Ternheim Such A Lonely Soul
  • Hester Fallen
  • Mansionair Seasons (Waiting On You) (Future Islands Cover)
  • Vetiver Current Carry
  • Phoenix Lasso (Uphill Racer Remix)
  • Greg Laswell Comes And Goes (Remake 2013)
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