Dem Klimawandel sei dank gibt es ja keinen Frühling mehr. Deshalb riecht die 153. Ausgabe der Spreewelle auch sehr nach Sommer. Ein auf die falsche Fährte führender Beginn, ein erstaunlich starker Frauenschwerpunkt auf der gesamten ersten Seite und ein überraschend wolkenverhangenes Finale warten auf Euch.

 

Distant Days

Auch wenn die neue Ausgabe in ihrer Gesamtheit etwas sperrig daherkommt – zum Start geht es locker flockig und sonnig-sentimental zu. Als Titelgeber tritt Rose Dive an mit ihrem trotzig, rohen „Distant Days“. Erinnert sachte an Soko’s Eifersuchtrotzer „I’ll Kill Her“ mit dessen Text-Sound-Schere und gehört für mich zu den besten Indiepop-Songs des Jahres.



 
Josh Rouse hat mit „Love In The Modern Age“ gerade eine etwas langweilige Platte rausgebracht. Große Ausnahme ist das sehr treffsicher arrangierte Opener. Ein sonnendurchfluteter Beat, ein gut-gelaunter Bass und die watteweiche Stimme von Rouse geben „Salton Sea“ ein herrliches „Take it Easy“-Feeling.
 

 
Uplifting und ein bisschen Easy Listening klingt auch „What Is Love? Tell Me, Is It Easy?“ von Hala, der so klingt als sei er schon immer auf FM4s erstem Sunny-Side-Up-Sampler gewesen sei.
 

 
Sehr lässig. Ebenfalls lässig, aber gepaart mit deutlich mehr Elan ist „Tambourine“ von Mr Gabriel. Da ist alles dabei, was einen Indie-Sommerhit ausmacht (auch wenn er im Herbst letzten Jahres erschien): Handclaps, eine bouncy Bassline und eine Mörder-Hookline. Das alles im Stampftempo eines „These Boots Are Made For Walking“. Indieshuffle sagte dazu: „Catchy and hard to ignore“.
 

 
Mit eingängigen Melodien kennt sich natürlich auch Twin Shadow aus. Der in der Dominikanischen Republik geborene George Lewis ist uns allen spätestens seit „Five Seconds“ ein Begriff – und legt 2018 mit seinem neuen Album „Caer“ noch einmal richtig eins drauf. Wirklich. Das Album ist über die gesamte Länge zu empfehlen. Da hätte es wahrscheinlich nicht mal die Kollaboration mit Haim gebraucht. Aber gut, wenn die schon mal da sind… „Saturdays“ heißt die Gemeinschaftsarbeit und steht für alles was sowohl Haim als auch Twin Shadow groß macht.
 

 
Das zweitbeste Album der letzten Wochen kommt von Janelle Monáe. Die gerade mal 32-Jährige Amerikanerin sortierte gerade mit „Dirty Computer“ ihr drittes Werk in die Plattenregale. Und es ist ein Meisterwerk. Auch hier ein ähnliches Phänomen: Es hätte nicht mal Pharell Williams unbedingt gebraucht um die Sammlung von 14 Hits so hörenswert zu machen. Für die 153 gibt es die – immer sympathisch – Anti-Trump-und-Frauen-Befreiungs-Hymne „Americans“
 

 
Außerdem auf der 153: Der dritte Sommerhit – diesmal aus dem Genre House/Experimental. Tune-Yards aus Kalifornien haben ein ziemliches Rad ab – „Heart Attack“ ist aber ein Instant Bouncer.
 

 
Weiblicher Power-Pop kommt dann noch von Ravyn Lenae, MAYKA, ORKID und Kimbra. Lassen wir aber für heute das mit den Worten. Es folgen: Töne. Viel Spaß!
 

Coverfoto: Spreewelle
Coverlocation: Sevilla
 
 

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