SPREEWELLE 180
HOLIDAY
VÖ: 31.07.2021
Her mit der Schwerelosigkeit! Die Spreewelle ist voll auf 180. Und feiert den angenehm ereignisarmen Sommer in Berlin. Ein Fest der Leichtigkeit ohne dabei belanglos zu sein. Und ohne die Kings of Convenience. Es folgen: Ausgewählte Anspieltipps. Und ganz am Ende: Die Playlist bei Spotify.
Redundanz, Baby
Leichtigkeit. Gar nicht so ein originelles Thema merk ich grad. Warum? Weil schon die letzte Spreewelle sdamit aufgemacht hat und sogar der erste Absatz des Blogbeitrags so betitelt war. Aber Ihr könnt mit dieser Redundanz umgehen, oder? Wir haben uns in diesem 2021 ja wohl nix so sehr verdient wie einfache Melodien, die nicht zu stark herausfordern, die einfach nur Spaß machen und die man weil so gut verdaulich immer wieder hören will. Zu Beginn greifen wir dafür in die Mottenkiste und graben Vampire Weekend aus. Titelgebend besangen sie schon vor 11 Jahren die großen Ferien so lustvoll und jugendhaft, wie man das wohl nur mit Anfang 20 machen kann.
NEVER
MISS A
THING!
Crying at the… Soundcheck
Wem selbst Vampire Weekend zu herausfordernd ist, der ist mit Burkini Beach aus London vielleicht besser bedient. Das Projekt von Rudi Meier existiert schon seit 2018 und erzählt in leicht fragilen, höchst sentimentalen, dabei aber immer flockigen Songs vom Leiden der Liebe. In „Crying At The Soundcheck“ allerdings geht es um die Frustration des Tourlebens. Tonal hört man den Frust allerdings kaum heraus. Einfach ein guter lauschiger Popsong. Dass es nicht immer ein langsames Tempo braucht, um große Gefühle zu transportieren unterstreicht auch die sehr talentierten Matilda Mann, die übrigens ebenfalls aus London stammt. In ihrem harmonisch sehr eleganten „Bloom“ geht es mal nicht um unerfüllte oder enttäuschte, sondern um zu früh getroffene Liebe.
Lorde of the Wings
Lorde! Eine Frau wie ein Ausrufezeichen. Als die Neuseeländerin 2013 die Herzen aller Indiepop-Rezensentinnen mit dem atemberaubend düsteren „Royals“ eroberte war sie fortan gebucht für eben das: Hitlastigem, aber irgendwie andersartigen Female Alternative Pop. Fünf Jahre später erschien „Melodrama“ und bediente eben diese Schublade zu 100%. Und wurde dadurch uninteressant. Im Sommer 2021 ist sie zurück. Und wie schon The XX brauchte es offensichtlich das dritte Album, um eine 180-Grad Wende zu vollziehen, um auf die Erwartungen zu scheissen und für „Solar Power“ plötzlich im gelben Bikini über einen Strand zu hüpfen und keck festzustellen „Can I kick it? Yeah, I can!“. Betörend! Beflügelnd! Bei so viel Happy Flappy können wir uns dieses Mal sogar die Kings Of Convenience sparen. Danke, bitte.
Die Story: Ist Taylor das neue Pfefferspray?
Auch Taylor Swift hat sich wieder auf die Spreewelle gemogelt. Aktuell schafft sie den Weg in die Indieherzen über den Umweg Bon Iver, bzw. über deren Frontmanns Justin Vernon ihm sein Nebenprojekt Big Red Machine.Auf deren zweiten Longplayer wird mit dem Who-Is-Who des Pop kollaboriert. So auch mit besagter Taylor Swift, die es zusätzlich in die Schlagzeilen des Spreewelle Newsletter gebracht hat. Es geht um eine haarsträubende Geschichte aus Oakland, Kalifornien, die sich Anfang Juli zugetragen hat und einem den kompletten Irrsinn der Urheberrechtswahrungsmechanismen der großen Abspielstationen vor Ohren führt. Die Geschichte geht so: Bei einer verbalen Auseinandersetzung zwischen Protestierenden und der Staatsgewalt holt der Officer, als er bemerkt, dass er gefilmt wird, ganz nebenbei sein Smartphone raus und spielt „Blank Space“ von Taylor Swift ab – um dann das Gespräch mit dem Demonstranten in aller Seelenruhe fortzusetzen. „Are we having a Dance Party now?“ fragt der Aktivist sichtlich irritiert. Doch der Polizist ist nicht etwa ein glühender Popfan, der hofft, dass sich der Ärger dank Taylor irgendwie offshaken lässt. Perfider: Der Officer vertraut auf die Macht des Copyright-Takedown-Mechanismus von Youtube. Tante Taylor ist nämlich bekannt dafür, ihre Ansprüche an verbreiteten Tonaufnahmen geltend zu machen. Aber ist es auch in ihrem Sinne, dass solche mitgeschnittenen Polizeieinsätze aufgrund von verwendeter Musikwiedergabe die Sichtbarkeit entzogen wird? Und: Geht es eigentlich noch absurder? Das Video dazu gibt es hier. Und den ausführlichen Hintergrundartikel von The Verge findet Ihr hier.
Weitere Anspieltipps
Zurück zur Musik. Als Rahmen für die Seite 2 fungieren die gut gealterten Herren von Zoot Woman. Die haben vor ein paar Jahren ein Album herausgebracht, dass „Resdesigned“ heißt und auf dem alle großen Hits liebevoll restauriert wurden. Außerdem besonders hörenswert: Katy J Pearson erinnert in „Beautiful Soul“ angenehm an Fleetwood Mac, die Villagers begeben sich auf eine wundersame optimistische Reise in „So Simpatico“ und Liam Gallagher spielt eine größenwahnsinnige Klavierballade, die „All You’re Dreaming Of“ heißt.
Und jetzt: Weiter Ferien machen!