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SPREEWELLE 178

LET GO

VÖ: 05.05.2021

This ship has been sailed? My bonnie is over the ocean? Meer geht nicht? Die 178. Spreewelle ist da – und bittet darum, sich mal frei zu machen. Von diesen Zeiten. Von dieser Lustlosigkeit. Von Facebook. Achja: Sie hat auch 40 Erstesahnetracks im Gepäck. Ein Überblick.

Teaser

Das Intro

So schön und passend der Compilation-Titel ist – so richtig Fahrt kommt dabei nicht auf. Ganz anders bei unserem Eröffnungstrio. Gnadenlos Pop steht drüber. Und kein Geringerer als Pharell ist es, der mit Unterstützung von Gesaffelstein ein spannungs- und stimmungsvolles Intro liefert. In „Blast Off“ passiert nicht viel. Es pluckert und plackert fast mechanisch und aufgekratzt aus den Boxen und verliert sich dann immer wieder hymnisch im Refrain. Klingt ein bisschen nach Corona-Disco und passt daher – obwohl zwei Jahre alt – sehr gut in den Mai 2021.

Gleich danach: Die Hitgaranten von Chromeo, die sich eigentlich ein bisschen ausgenudelt haben. Ihr „Stay In Bed (And Do Nothing)“ – eigentlich ja ein sehr lebensweiser Hinweis handelt von der Sofadisco – und dass man sich für sie nicht schämen muss. Musikalisch schwer zu fassen – ein bisschen Dee-Lite Weirdness, ein bißchen Tupac California Vibes. Who cares. Macht Spaß.

Und dann war da noch: SZA und Doja Cat. Namen, die nach Charts klingen, die ich nicht mehr kenne. „Kiss Me More“ ist trotzdem eine herrlich harmlose und eingängige Popnummer. Höchstwahrscheinlich untermalt sie popelnde Teenager-Challenges auf TicToc. Sie beschwingt aber auch uns ältere Semester. Und macht mir Durst auf einen Schluck Hard Seltzer, DAS Corona-Getränk, wenn das nicht schon Corona und Astra wäre.

Das Wetter

2021 is ja bislang ne ziemliche Bitch. So gesamtgefühlig. Und dann auch noch das Wetter. Aber es kündigt sich Besserung an: Für in 3 Tagen sagen Sie Saharatemperaturen an. Hooray. Wärme brauchen wir. Und die kommt, falls das weiterhin so unbeständig bleibt, wenigstens als Ton zur Mitte der ersten Halbzeit im samtigen Viererpack. Den Anfang macht Noga Erez. Die Israelin ist spätestens seit Apples 2017er Werbespot für Apple Music der Masse ein Begriff. Seitdem dropt sie regelmäßig sehr beachtliche Tracks – zum Glück nicht nur bei Apple Music, dem mit Abstand bescheuertsten Streaming Dienst. „Cipi“ ist so eine Nummer. Erinnert dunkel an „Like A Feather“ von Nikka Costa, einem der coolsten Hits aus 2001.

Deutlich lebensbejahender, aber kein Deut weniger clever: Zak Abels „Be Kind“. Den jungen Briten hab ich schon länger auf dem Radar. Ein sehr gutes Gespür für Melodien, ein komopletter Musiker und eine extrem eingängige Stimme. „Be Kind“ – hier in der Akustik-Version gehört zu den schönsten Stimmungsaufhellern dieser Tage.

Weil es so dringend Not tut in diesen trägen Tagen, verweilt die erste Seite noch ein wenig in der Schublade „Samt und Seite“. Zwei ineinander fließende Highlights beenden das soulige Intermezzo. Das sahneschmelzige „Ophélie“ von Oscar Anton, direkt gefolgt von Arlo Parks‘ „Hope“. Bass. Halbtöne. Wohlige Schauer! Da rollt sich einfach alles vor Freude.

Alle 11 Minuten

Als letztes Jahr das neue Von Wegen Lisbeth Album rauskam, ist mir einer der besten Tracks glatt entgangen. Spotifys knallte mir „Alle 11 Minuten“ in die wöchentliche Playlist. Und ich bin dankbar dafür. Die Balance zwischen Witz und Würde stellen die Berliner sehr verlässlich und gnadenlos hemdsärmelig her. Allein der Titel schon… Und weil auch Thees Uhlmann mit dem von Benjamin von Stuckrad-Barre geschriebenen „Club 27“ mit an Bord ist – und wir damit ja wohl genug Indie sind (apropos SIND) – mogelt sich auch Bruckner in die Playlist. Immer verdachtsweise eher auf der zu poppigen Seite des guten Geschmacks, muss „Tischtennistage“ eigentlich wirklich allen Spaß machen. Ein Mambo-Beat, wie man ihn seit Herbert Grönemeyer nicht mehr gehört hat, eine Sommerverliebtheitsgeschichte, wie man sie im Spätwinterfrühfühling einfach gern erzählt bekommt.

Ich hab’s eilish

Weil mir langsam die Zeit davonrennt, die Zwischenüberschriften ausgehen und mit der Umstellung von Facebook auf Newsletter ja auch noch ein Newsletter-Text verfasst werden will, der sich nach Möglichkeit von diesem hier unterscheidet, schnell noch zwei Cover-Empfehlungen der diesmal besonders schönen zweiten Seite. James Blake ist während der Pandemie langweilig geworden. Und deshalb hat er gecovert, was das Zeug hält. Gutes kam dabei raus. Und Grandioses. Wie z.B. der Billie Eilish Song „When The Partys Over“, dessen Interpretation das Original um Längen schlägt. Und: Eine traumwandlerische Version von The Cars‚ „Drive“, intoniert von meiner aktuellen Lieblingsindie-Göre Soccer Mommy – 24 Jahre alt und verhandlungssicher in Ton und Melodie.